Dieser Tage ist im MediaMarkt in Chemnitz unser erster* Feldtest gestartet. Die mobile Plattform MULI fährt im Schritttempo durch die Gänge, ausgerüstet mit einem Bildschirm zur Kundeninformation, beladen mit Messequipment und in ständiger Beobachtung unserer Forschungskolleg*innen. Bevor wir demnächst über Inhalt und Ergebnisse aus Chemnitz berichten, möchten wir erklären, warum es wichtig und nötig ist, Felderprobungen mit Robotern durchzuführen.
Roboter sind Maschinen, die eine Reihe von Aktionen (scheinbar) selbstständig ausführen. Das funktioniert nur, weil jemand diese Aktionen bestmöglich vorwegnimmt und dem Roboter die Anweisungen dafür mit auf den Weg gibt. Im industriellen Umfeld, wie etwa einer Fabrik oder einem Lager, ist diese Programmierung vergleichsweise einfach. Denn hier sind Umgebung, Abläufe und vor allem Begegnungen mit Menschen weitestgehend bekannt und planbar.
Im öffentlichen Raum hingegen sind die Rahmenbedingungen viel komplizierter. Prinzipiell kann dort alles passieren – angefangen von einem Fußbodenbelag, der nicht der Norm entspricht, über ungünstige Lichtbedingungen, bis hin zum völlig unplanbaren Verhalten von Menschen (und Tieren), die sich im öffentlichen Raum aufhalten und bewegen.
Man kann versuchen, den Roboter möglichst gut für diese wilde Welt zu wappnen. Etwa durch ein besonders sorgfältiges Vorgehen in der Programmierung. Interdisziplinäre Teams, in denen Ingenieure, Programmiererinnen, Gestalterinnen und Psychologen zusammenarbeiten, helfen dabei. Aber wie sagte schon Boxer Mike Tyson treffend: Jeder hat einen Plan, bis er einen Schlag ins Gesicht bekommt. Selbst der von den schlausten und kreativsten Teams gebaute Roboter wird außerhalb des Forschungslabors auf Situationen stoßen, mit denen er nicht sicher und zuverlässig umgehen kann.
Hersteller und Forscherinnen müssen also Erfahrungen sammeln, wie sich der Roboter im geplanten Einsatzgebiet bewährt und setzen das Gerät deshalb in einem realistischen Umfeld ein – unter strengster Beobachtung und Kontrolle: Funktionieren alle Sicherheitsmechanismen wie geplant? Wie wird der Roboter von Menschen aufgenommen? Wurde an die Bedürfnisse vulnerabler Personengruppen gedacht? Die Antworten auf all solche Fragen fließen nach dem Feldtest in die Weiterentwicklung des Roboters ein.
Weil Feldtests einen hohen organisatorischen und personellen Aufwand verursachen, versuchen wir im rokit Projekt diese Erfahrungen zu strukturieren und auf andere Anwendungsfälle übertragbar zu machen. Damit wollen wir Herstellern, Anwenderinnen und Forschungsgruppen helfen, die Brücke vom Testlabor zum produktiven Einsatz schneller zu überqueren.
*erster „echter“ Feldtest müsste man sagen. Denn dem voraus gingen einige kleine Vor-Feldtests, auch dazu mehr in kommenden Beiträgen…