Die Roboter kommen! Um Fragen zu begegnen und Diskussionen anzuregen, veranstaltet rokit monatlich ein Meet-Up. Jeder ist herzlich eingeladen mitzudiskutieren. Gemeinsam gestalten wir Roboter im öffentlichen Raum. An einem sonnigen Herbsttag im Oktober gaben zwei Impuls-Vorträge Einblick in diese komplexe Arbeit.
Mitja Säger – Weltenerschaffer
Mitja Säger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Düsseldorf und Weltenerschaffer. Gemeinsam mit seinem Team baut er virtuelle Realität (VR) und schafft so Testumgebungen für die Mensch-Roboter Interaktion. Im rokit Projekt haben er und sein Team einen Elektromarkt voller bunter Kaffee-Maschinen entworfen.
In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile von VR-Studien. Allen voran: Sie sind schneller und günstiger durchzuführen. Für eine VR-Studie braucht man keine fertige Roboter-Hardware. Das bedeutet, der Design-Prozess muss nicht abgeschlossen sein und Studien-Ergebnisse lassen sich noch leicht integrieren.
Ein weiterer Vorteil: Die Parameter einer VR-Studie lassen sich problemlos anpassen. Der Roboter kann breiter, höher oder schneller modelliert werden. Gleichzeitig bringt VR eine Stabilität mit sich, die wir in der Realität nicht haben. Umgebungsvariablen wie beispielsweise das Wetter kontrolliert Mitja mit einem Klick.
Aber die stabilen Testumgebungen sind zugleich ein Nachteil von VR-Studien: Unvorhersehbares kann nicht abgebildet werden. Insofern bleiben VR-Studien immer unvollständig. Außerdem, so der Experte, ist es nach wie vor schwierig eine direkte Interaktion zwischen Mensch und Roboter zu simulieren, weil man im virtuellen Raum ein anderes Körpergefühl hat.
Paul Schweidler – Beschützer
Paul Schweidler erläutert die Gefahren, die Roboter ganz real im öffentlichen Raum erwarten. Aggressionen gegen Roboter sind nämlich ein ernsthaftes Problem, für das es bisher kaum Lösungsstrategien gibt.
Das fängt schon beim Begriff an. Wenn ein Roboter beleidigt wird, ist er dann Mobbing-Opfer? Ist es Sabotage, Gewalt oder Vandalismus, wenn ein Roboter mutwillig zerstört wird? Diese Fragen kratzen an unserem Verständnis von Robotern. Ein Ding kann man zwar beschädigen, aber nicht beleidigen. Ein Tier hingegen macht man nicht kaputt, sondern verletzt es. Wo sortieren wir hier Roboter ein?
Roboter-Herstellende interessiert weniger, wie ihr Roboter beschädigt wird, sondern warum. Und was man dagegen tun kann. Psychologe Paul stellt verschiedene Lösungsstrategien vor. Zum Beispiel könnte man Roboter langweiliger machen. Das ist allerding schwierig, solange Roboter neu und deshalb generell ziemlich spannend sind. Alternativ könnten Roboter sich selbst zumindest verbal schützen, beispielsweise indem sie rufen: „Lass mich in Ruhe!“. Noch besser funktioniert das, wenn jemand anderes um Schutz bittet. Also ein Lautsprecher sagt: „Lass den Roboter in Ruhe!“.
Paul stellt uns im Meet-Up noch einen dritten Ansatz vor, an dem er selbst forscht: Er versucht, Roboter so sympathisch zu designen, dass Menschen sie nicht attackieren wollen.
Aus den Impuls-Vorträgen von Mitja Säger und Paul Scheidler ergaben sich viele Fragen und spannende Diskussionen. Abschließend wurden Nummern ausgetauscht, denn der Gesprächsbedarf ist groß.